Der Begriff Technokunst oder auch Techno-Art beschreibt Kunstformen, die direkt mit der Technoszene in Zusammenhang gebracht werden können. Ausgesprochene Vielfalt und ein grosses Repertoire an Darstellungsmöglichkeiten sind markante Merkmale dieser Kunstform. Oberstes Ziel der Künstler ist es, das der Technokultur entsprechende Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Dabei entstehen oftmals Grafiken, Zeichnungen, Animationen, Covers, so wie futuristische Figuren aus verschiedensten Materialien. Auch Projektionen, Dekorationen und Rauminstallationen auf Tanzveranstaltungen mit Technomusik, auch Raves genannt, haben unter den Künstlern grosse Bedeutung.

Techno-Art seit etwa 1990

Techno-Art by Falki PicturesErste Zeichen der Technokunst entstanden zu Beginn der 1990er Jahre, als Techno erstmals aus dem Untergrund hervortrat und grössere Labels Interesse an der Kommerzialisierung bekundeten. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Versuche, Technomusik mittels Computeranimationen visuell darzustellen. Nennenswert in diesem Zusammenhang sind die 3Lux-Veröffentlichungen und deren 10-teiliger Nachfolger X-Mix. In Berlin veröffentlichte ausserdem der Gestalten-Verlag fast zeitgleich die ersten Bücher, die im weitesten Sinne schon Technokunst thematisierten. Kurz darauf fand die erste herausragende Ausstellung, welche sich ausschliesslich auf die Kunst des Techno konzentrierte, im Berliner E-Werk statt. Sie trug den Namen Chromapark und fand in den Jahren 1994, 1995 und 1996 insgesamt 3 mal statt. Nächtliche Partys ab 22 Uhr wurden in die Ausstellung integriert und boten eine Grundlage für Interaktion mit den Besuchern. Veranstalter Ralf Regnitz hielt es so fest: „Wir bieten keine fertige Ausstellung, sondern machen Kunst, die aus der Nacht heraus wächst.“

Die einst so unbekannte Kunstform begann nun stark zu wachsen. Aus den anfänglichen mit bunten Collagen und einfachen Malereien bedruckten Flyern zur Bewerbung verschiedener Veranstaltungen und Partys wurden aufwendig designte realistische 3D-Animationen und professionell gestaltete Kunstdrucke. Durch den Wandel der Lebenseinstellung innerhalb der Szene versuchte man trotzdem sich auf eine farblich reduzierte Gestaltung zu konzentrieren. Man wollte sich von der „höher-schneller-und-weiter-Mentalität“ verabschieden.

Techno-Art Originalbilder und DesignIn der verwandten Psytrance- und Goa-Szene entstand, meist unter dem Einfluss von Drogen, eine komplett eigene Form der Kunst, welche starke Überschneidungen mit der Technokunst aufweist. Sogar Parallelen zur Hippie-Bewegung sind in der künstlerischen Darstellung zu erkennen. So sind Spiritualität, Natur und psychedelische, farbenfrohe Formen und Muster oftmals die Grundlage der Psytrance- und Goakunst. Ausdruck findet diese Kunstform überwiegend auf Veranstaltungen, wo aufwendig gestaltete Objekte unter Schwarzlichtbestrahlung beginnen zu leuchten.

Einer der herausragendsten Namen der Technokunst ist Jim Avignon. Er begann seine Karriere als Maler schon zu Beginn der 1990er Jahre, als er Bühnenbilder und Dekorationen für Raves entwarf. Zentrales Thema seiner Kunst ist der Ausdruck von die Vermittlung des „Lebensgefühls der Generation Techno“. Er ist in seinen Bildern auch oftmals gesellschaftskritisch und greift Probleme wie Korruption, Bestechung und den Mangel an echter Kommunikation auf. Neben seiner Tätigkeit als Designer und Maler produziert er ausserdem mit seiner Band Neoangin Musik. Er gibt weltweit Auftritte, bei denen er musiziert und auch malt.

Die Technokunst ist eine moderne Form des Ausdrucks und gibt vielen jungen Menschen die Möglichkeit, über die Themen ihres Alltags zu berichten. Sie vermittelt wie die Technomusik neben abstrakter, teils psychedelischer Kunst vor allem eines: Das Lebensgefühl und vor allem die Lebensfreude einer neuen Generation.